Das lesende Klassenzimmer
Eine rollende Bibliothek fĂŒr Kinder in entlegenen Dörfern in Nicaragua
âDa ist er ja!â, ruft die 7-jĂ€hrige Marta freudestrahlend und lĂ€uft dem BĂŒcherbus âBertolt Brechtâ entgegen. Langsam fĂ€hrt der âBibliobĂșsâ auf den staubigen Pausenhof der Schule in dem kleinen Dorf Santa Ana. Viele Kinder, die wie Marta auf dem Land leben, haben kaum Zugang zur Welt der BĂŒcher. Denn fĂŒr die meisten Familien in den Dörfern Nicaraguas sind BĂŒcher wahre LuxusgĂŒter. Marta kennt den BĂŒcherbus, seitdem sie drei Jahre alt ist. ZunĂ€chst lauschte sie Geschichten in den Vorlesestunden, heute kann sie schon selbst lesen. Bei jedem Besuch der Bibliothek auf RĂ€dern leiht sie sich ein Buch aus und taucht ab in ferne Welten. Martas Lieblingsbuch ist "Der kleine Prinz".
Notwendigkeit
Zugang zu BĂŒchern und ergĂ€nzenden Bildungsangeboten fĂŒr Kinder in Nicaragua
AktivitÀt
Die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek verschafft Kindern ĂŒber Projekte zur Leseförderung Zugang zu BĂŒchern
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl an Lesestunden in den Leseprojekten fĂŒr nicaraguanische Kinder und ausgeliehener BĂŒcher
Ergebnis
Die Kinder lesen flĂŒssig, leihen sich BĂŒcher aus, sind motiviert in der Schule und erreichen im Unterricht gute Leistungen
Systemrelevante Wirkung
Mehr Kinder auf dem Land schlieĂen die Grundschule ab, gehen zur weiterfĂŒhrenden Schule und haben bessere Zukunftschancen
Hintergrund
Der Blick auf die Bildungssituation in Nicaragua veranlasste zuletzt zur Sorge: Knapp 92 Prozent der Kinder besuchten 2018 die Grundschule, aber nur 43 Prozent erreichten einen Schulabschluss. Die offizielle Alphabetisierungsrate lag im selben Jahr bei knapp 83 Prozent (EPDC, 2018), doch die RealitĂ€t sieht heutzutage anders aus. Besonders auf dem Land herrscht groĂe Ungleichheit in Sachen Bildung. Hier können viele SchĂŒler*innen nach Abschluss der sechsjĂ€hrigen Grundschule keinen einfachen Text lesen, so die Erfahrung der lokalen Mitarbeitenden. In den wenigen Dorfschulen besitzt meist nur die Lehrkraft ein Buch, denn Lesestoff ist rar und teuer. Das staatliche Bildungswesen stöĂt an seine Grenzen. Zudem leben 43 Prozent der Nicaraguaner*innen in Armut. Davon betroffen sind vor allem die Menschen in den lĂ€ndlichen Regionen, insbesondere Kinder. Bei einem Tageseinkommen von weniger als einem US-Dollar können sich viele Familien Investitionen in Bildung nicht leisten (GIZ 2022). Die seit Jahren anhaltende politische Krise in Nicaragua wiegt schwer und sorgt fĂŒr eine zunehmende Perspektivlosigkeit in der Bevölkerung. Die Leseprojekte unter der Koordination der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek wirken der (Bildungs-)Armut entgegen – sie erreichen monatlich mehr als 2000 junge BĂŒcherwĂŒrmer, die unter anderem mit wichtigem Lesestoff versorgt werden. Sie verbessern die Lebenssituation vieler junger Menschen im Land durch den freien Zugang zu Literatur. Denn Lesen bedeutet Wissen. Wer lesen kann, entdeckt und entwickelt Ideen und lernt, die Dinge kritisch zu hinterfragen. Das ist die Basis fĂŒr VerĂ€nderung und ebnet den Weg fĂŒr ein selbstbestimmtes Leben.
Die gute Tat
Mit deiner guten Tat kommen Kinder in den lĂ€ndlichen Regionen Nicaraguas mit BĂŒchern in BerĂŒhrung. Denn besonders auf dem Land mangelt es an (frĂŒh-)kindlichen Bildungsangeboten. Du ermöglichst mit deinem Einsatz wertvolle Vorlesezeit sowie spielerische AktivitĂ€ten rund um das Medium Buch. Viele Kinder verlieben sich in das Lesen und leihen sich regelmĂ€Ăig BĂŒcher aus, die sie auch kleineren Geschwistern vorlesen. Auch die Eltern werden oft von der Leselust gepackt und fangen an, selbst zu lesen und ihre Kinder zu unterstĂŒtzen. Lesen weckt die Freude am Lernen und wirkt sich positiv auf die schulische Laufbahn aus. So erhalten die Kinder eine nachhaltige Perspektive und lernen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die pĂ€dagogisch ausgebildeten FachkrĂ€fte in den Leseprojekten der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek begleiten die Kinder individuell in ihrer persönlichen Entwicklung, meist ĂŒber mehrere Jahre. Zu den Leseprojekten gehören die BĂŒcherbusfahrten an die Schulen oder Vorleserunden in den Familien und Gemeinden.
Ăber Nicaragua
Managua
Hauptstadt
6,948,392
Einwohnerzahl
2,255.4
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
0,667
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Die Nicaraguaner*innen sagen von sich, sie seien Poet*innen. Der Poet Ernesto Cardenal war bis zu seinem Tod eng mit den geförderten Leseprojekten der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek verbunden.
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Pan y Arte e.V.